Noldawia

2017 Neukirchener Schüler gründen ein Dorf und lernen Wirtschaftskreisläufe kennen

Die Emil-Nolde-'Schule hat sich vom 12. bis 16.06.2017 wieder in das Dorf "Noldawia" verwandelt.

Einen Artikel aus dem Nordfriesland Tageblatt vom 15.06.2017 lesen Sie nachfolgend. 

 

Wie viele Stunden muss ich arbeiten, um mir ein neues Armband zu kaufen? Und kann ich mir mehr als zehn Angestellte leisten,  um meine Pralinen-Produktion noch gewinnbringend  zu betreiben? Antworten auf diese und weitere Fragen können zumindest die Schüler der Emil-Nolde-Schule in Neukirchen jetzt beantworten. In der Grund- und Gemeinschaftsschule ist in den vergangenen Tagen  das Dorf Noldawia entstanden. Mit seinen insgesamt 26 Betrieben – zu denen unter anderen eine Post,  eine Bank, ein Autowasch-Service, Tischlerei sowie  Pizzeria und  Werbeagentur zählen –  ist das Dorf komplett eigenständig.

Vergnügen kann man sich in der Cocktailbar, der Tanzschule und beim Zocken am Computer – wer es lieber entspannter mag, gönnt sich ein erfrischendes Eis oder stöbert im Trödelmarkt.  Eine Bürgermeisterin sorgt dafür, dass alles so läuft, wie es soll. Ziel der Projektwoche ist es, dass  die Kinder und Jugendlichen der 1. bis 10. Klasse lernen, handlungsorientiert, jahrgangs- und schulartübergreifend einen Wirtschaftskreislauf aufzubauen und darin zu arbeiten.  Von 15.30  bis 18.30 Uhr können Besucher am morgigen Freitag das Dorf in der Schule besuchen.

„Das ganze ist ein Wirtschaftsspiel, dessen Idee es ist, dass es sich trägt und einige sogar Gewinn machen“, sagt  Schulleiterin  Petra Christiansen. Die Schüler hätten großartige Ideen für ihre eigenen Unternehmen, berichtet sie begeistert. Bevor es an die Produktion geht, müssen die Schüler allerdings sorgfältig kalkulieren und prüfen, wie viel sie investieren dürfen, um später nicht auf einem Schuldenberg zu sitzen. Hinzu komme, dass Schüler „Ängste überwinden und  Aufgaben wahrnehmen, die sie sich sonst nicht zugetraut hätten“, erklärt sie die sozialen Kompetenzen, die das Projekt fördert. Ein Junge, der sonst eher schüchtern ist, würde gerade mit einem Bauchladen durch die Schule laufen, andere ansprechen und ihnen seine Produkte verkaufen. Ihr sei es wichtig, dass die Schüler auch Spaß haben und motiviert sind, sagt Petra Christiansen.

An Ansporn und  Freude scheint es den rund 360  Schülern nicht zu  fehlen:  Alleine oder in kleinen Gruppen haben die  Neunt-und Zehntklässler ein eigenes Unternehmen gegründet. Sie haben die Verantwortung und müssen sich  in der Planung und Durchführung beweisen, aber auch Löhne und Steuern eigenständig verwalten. Schulleitung und Lehrer beraten und begleiten als  Aufsichtsräte. Die rund 290  jüngeren Schüler stellen die Arbeitnehmer dar – die zudem in  Lehrlingen und Gesellen unterteilt sind. Bevor die Projektwoche beginnt, können die   Arbeitnehmer  durch geschaltete Job-Anzeigen, in denen die Betriebe ihre Tätigkeiten präsentieren, aussuchen, wo sie am liebsten arbeiten möchten. Für ihre Arbeit erhalten sie einen Lohn, der ihnen in Form einer eigenen Währung  (ein Nolde sind 50 Cent) der täglich vom Betriebsleiter ausgezahlt wird. Mit dieser Währung können die  Schüler eigenständig wirtschaften – was den Umgang mit Geld schult – und im Dorf zum Beispiel   Schmuck, ein Vogelhäuschen  oder  Pralinen kaufen.

„Wir haben viel experimentiert und oft auch in den Pausen neue Rezepte getestet“, sagt Anna Tychsen (17) die gemeinsam mit Thordies Dwornizcak und Madita Ewaldsen (beide 16) die Pralinen-Confiserie leitet.  Alle sieben Sorten der Schokoladen-Pralinen, die Schöne und Biest, Bambi  oder Rotkäppchen heißen, sind Eigenkreationen.   Zehn Mitarbeiter beschäftigen die drei Unternehmerinnen  in ihrer Produktion. In einer Gesundheitsbelehrung haben sie vorher gelernt, was sie beachten müssen, wenn sie Lebensmittel  herstellen, die später verkauft werden.

Damit auch die Finanzen am Ende stimmen, werden die Mitarbeiter der  Noldawia-Bank von zwei Auszubildenden der örtlichen Bank unterstützt.Die Nolde-Noten werden  jedes Mal neu gedruckt und auf der Rückseite gestempelt, um die Gefahr, dass Scheine aus vergangenen Projekten als Falschgeld in Umlauf geraten, zu bannen, sagt Dörte Momsen.

Wie sie die Stimmung in Moldawia erklären soll, weiß   die stellvertretende Grundschulkoordinatorin, die im Dorfleben die Rolle der leitenden Verwaltungsbeamtin innehat, nicht:  „Man muss es wirklich erleben, herumlaufen, probieren  und sehen, um  zu verstehen, was hier passiert“, sagt  Momsen. Die besonderen Einfälle der Kinder, wie zum Beispiel der, die Sandwiches in einem Kaffefilter zu servieren, damit nichts tropft,  überraschten sie immer wieder, erzählt sie. „Es ist großartig, zu sehen, wie stolz die Kinder sind, wenn es so klappt, wie sie es sich vorstellen – oder auch   zuvor Unbekanntes dazulernen.“

Noldawia wird seit 2003 alle zwei Jahre aufgebaut. Der Impuls ging von einem   ähnlichen Projekt aus, das damals in Bredstedt organisiert worden war. Rund ein Jahr im voraus beginnen Schulleitung und Lehrer mit der Planung.  Mit dem Erlös aus dem  Vorjahr sowie Spenden werden Lebensmittel und Baumaterialen vorab finanziert. Einige Dinge, wie die Waren im Trödelmarkt,  sind Spenden. Nur am Freitag, dem letzten Tag der fünftägigen Projektwoche, wird Geld eingenommen.

Nolwawia in der Emil-Nolde-Schule: Freitag, 16. Juni, von 15.30 bis  18.30 Uhr. Adresse: Otzhusumweg 6, 25927 Neukirchen (Achtung: Parkplätze sind knapp), Telefon 04664/94010.  Homepage:   www.emil-nolde-schule.com.


2015 - Das Dorf der Schüler

360 Schüler schufen in ihrer Fantasie-Gemeinde eine funktionierende Wirtschaft und übten sich im Sozialverhalten

Artikel aus dem Nordfriesland Tageblatt vom 9. März 2015

Neukirchen

Die „Emil-Nolde-Schule“ in Neukirchen ist wieder zum Dorf „Noldawia“ umgewandelt worden, einem Fantasie-Ort mit verschiedenen Betrieben und Institutionen. Dieses sechste Projekt seiner Art wurde 2003 ins Leben gerufen und hat sich im zweijährigen Rhythmus zu einer fest Einrichtung an diesem innovativen Lehrinstitut etabliert.

Alle 360 Schülerinnen und Schüler von der ersten Grundschulklasse bis zur zehnten Realschulklasse, das gesamte Lehrerkollegium sowie zahlreiche Eltern wirkten bereits in der Vorbereitungszeit mit, um das Schulgelände in ein lebendiges, vielfältiges Dorf zu verwandeln. Viel Unterstützung erhielten sie dabei von mehreren heimischen Betrieben, die von den Schülern selbst angesprochen worden waren. Im Verwaltungstrakt hatte das Regierungsviertel seinen Hauptsitz mit der Lehrerin und Projektleiterin Dörte Momsen als „Verwaltungs-Chefin“. Ihr zur Seite stand der Schüler Tim Eggers als Bürgermeister, der auch die Eröffnungsrede hielt und dabei das obligatorische Band durchschneiden durfte.

Die große Aula war zum Marktplatz umfunktioniert, jeder Klassenraum zu einem Betrieb umgewandelt und die Schulgänge erhielten passende Namen wie Zwergengasse (Grundschule), Schelmengang, Einstein-Allee oder Orientstraße. Projektleiterin Dörte Momsen: „Dieses Projekt ist eine Wirtschaftssimulation, wo Schüler lernen, wie es im richtigen Berufsleben und darüber hinaus zugeht.“ Hier arbeiten alle Altersgruppen zusammen. Denn wie in richtigen Firmen gab es Leiter und Geschäftsführer (9. und 10. Klassen), Gesellen und Mitarbeiter (5. bis 8. Klassen) sowie Lehrlinge (Grundschüler). Als Aufsichtsräte fungierten jeweils Lehrer und Eltern, wobei fünf Betriebe – eine Besonderheit – ausschließlich von Eltern beaufsichtigt wurden.

Tim Eggers sprach zwar von etwas Stress, hob aber die tollen Erfahrungen hervor – darunter, wie man mit Praktikanten umgehen sollte. So mussten die Schüler zuvor in einem Bewerbungsbogen ihr Betriebsinteressen für fünf Berufsarten auswählen. In dem entsprechenden Betrieb galt es dann, zu arbeiten und Geld zu verdienen, das dann auch wieder in Noldawia ausgegeben werden konnte. Die Währung war nicht Euro und Cent, sondern die dorfeigene Währung von „Nolde“ und „Puk, die eigens in den Wechselstuben der Nolde-Bank getauscht werden konnte. Reger Betrieb herrschte beim eigenen Postamt mit einem eigenen Paketdienst. Auch die Presse und eine Werbeagentur, die ein eigenes Nolde-Blatt mit allerhand Beiträgen, Wissenswertem, Interviews und Anmerkungen herausbrachten, gehörten zum Angebot. Beim „Trödel-Trupp“ wurden aufpolierte Gegenstände wie Bücher oder Kerzenständer verkauft, ebenso in der Firma „Aus alt wird neu“. Vogelkästen und Futterstellen stellte die Firma „Tschiepi“ her, während bei „T-shirts4you“ T-Shirts und Einkaufsbeutel bunt bedruckt wurden. Das Knopfstudio stellte Schmuck aus Perlen und Knöpfen her, und im Tattoo-Studio gab es Hennas und Haarstyling. Künstlerisch tätig waren kleine Maler, die Nolde-Bilder malten, um sie zu verkaufen. Aber auch für das leibliche Wohl sorgten die Betriebe Pizzaflitzer, Waffel-Bude, Fancy Cupcakes und Candy Factory mit selbst hergestellten Bonbons, Lollis und sonstigen Leckereien.

Bei der öffentlichen Präsentation wollten die Besucherströme von Eltern, Oma und Opas, Verwandten, Freunden und sonstigen Gästen kaum enden. Alle Nebenstraßen des Schulgeländes waren zugeparkt und an jedem Stand der „Firmen“ herrschte großer Andrang, so dass einige bereits vorzeitig „ausverkauft“ melden mussten.

cw



2013 - Ein lebendiger Fantasie-Ort 

Artikel aus dem Nordfriesland Tageblatt vom 11. März 2013

Neukirchen 


Um 444 Schülern wirtschaftliches Handeln praxisnah zu vermitteln, erschuf die Grund- und Regionalschule Südtondern erneut „Noldawia“


Zum fünften Mal seit 2003 führten alle Klassen der Grund- und Regionalschule Südtondern das Projekt „Noldawia“ (abgeleitet von Emil Nolde, dem berühmten Sohn der Gemeinde Neukirchen) durch. In einwöchiger Vorbereitung wirkten die 444 Schüler, das Lehrerkollegium und zahlreiche Eltern mit, um das Schulgebäude in ein lebendiges Dorf zu verwandeln. In dem Fantasie-Ort Noldalwia gab es – wie in einem richtigen Ort – Firmen, Lokale und eine Verwaltung, um den Schülern Einblicke in die Grundbegriffe eines wirtschaftlichen Handelns zu vermitteln. So wurde jeder Klassenraum zu einem Betrieb umfunktioniert, und die Schulgänge erhielten markante Namen wie Zwergengasse, Einstein-Allee, Schelmengang oder Orientstraße. Im Verwaltungstrakt hatte das Regierungsviertel seinen Hauptsitz mit der Lehrerin und Projektleiterin Dörte Momsen als „Leitende Verwaltungsbeamtin“ und der Schülerin Sina Christin Mathiesen als ehrenamtliche Bürgermeisterin.

In einem Bewerbungsbogen konnten die Schüler vor Beginn des Projektes ihre Betriebsinteressen auswählen. In jedem Betrieb gab es einen Leiter oder Geschäftsführer sowie Mitarbeiter und Lehrlinge, die vom Aufsichtsrat in Person eines Lehrer- oder Elternvertreters, wie in echten Firmen beraten wurden. Natürlich hatte Noldawia auch ein Postamt mit eigenen Briefmarken und selbst hergestellten Postkarten. Ganz wichtig war die Nolde Bank, denn es konnte überall nur mit der eigenen Währung „Nolde“ und „Puk“ bezahlt werden. Das bedeutete sehr viel Arbeit für die Wechselstuben. Die Noldawia Presse brachte mit „The Village Messenger“ eine eigene Dorfzeitung heraus. Bei „Flower Power“ beispielsweise gab es hübsch bepflanzte Gestecke, die „Holzwürmer“ stellten Deko-Artikel her, und in der Bastelstube konnte man Windlichter und andere Artikel erwerben. Sehr viele „Betriebe“ sorgten für das leibliche Wohl der zahlreichen Besucher. So die vielsagenden Namen „Pizza-Flitzer“, „Zum roten Mörk“ oder „Bee a Star“, wo es neben Slush-Ice und Cocktails auch viel Spaß beim Karaoke gab. Ein überaus großer Besucherandrang aus nah und fern bewies bei der Präsentation, dass das Noldawia-Projekt ein voller Erfolg war. In Aula, Schulgängen oder Klassenräumen konnte man wegen der zahlreichen Gäste zeitweise kaum einen Fuß vor den anderen setzen.

So zeigte sich auch Schulleiter Bendix Brodersen hoch zufrieden über den Verlauf des gelungenen Projektes. Ebenso Dörte Momsen, die zwar geschafft aber begeistert über die Kreativität der Schüler sowie den großen Besucheransturm war. 

Hans-Werner Christiansen